Dabei ist gemessen an der Bevölkerungsdichte die Anzahl der kompetent vertretenen Musikstile mehr als erstaunlich. Nicht umsonst gilt Kennern der Weltmusikszene derzeit Westjava als das musikalisch vitalste Gebiet überhaupt.
Wenn auch der traditionelle Gamelan eine immer untergeornetere Rolle spielt, ist er auf den Dörfern in verschiedenen Formen nach wie vor vertreten. Aber auch große Gamelanensembles, die traditionell an Fürstenhöfen ihr Auskommen hatten und vorwiegend zu Tempelfesten und diversen Tanz- und Theateraufführungen auftraten, werden gefördert.
Anfang der 60er Jahre wollte der damalige Diktator Sukarno den
Einfluß westlicher Kultur bremsen, verbot beispielsweise Rock'n'Roll
und Twist, und versuchte eine neue, an den eigenen Traditionen
orientierte Musik zu fördern. Natürlich ließ sich das Vordringen
der Popkultur auch hier nicht aufhalten, und Sukarnos Nachfolger
Suharto hob diese Verbote alsbald wieder auf. Trotzdem hatte diese
Phase entscheidende Bedeutung für die Entwicklung eigener Formen
populärer Musik.
Allerdings waren auch bereits früher Musikformen entstanden, die
die Traditionen umdeuteten, popularisierten und weiterentwickelten.
So finden sich in Indonesien alle nur denkbaren Hybridformen und
Mischungen unterschiedlichster Stilarten.
Z.B. Kroncong, dessen Ursprung wahrscheinlich auf portugiischen Ursprung zurückgeht. Ein Standardensemble besteht aus zwei Kroncongs (einer Art Ukulele), Gitarren, Geigen, manchmal einem Cello, Flöte und Perkussion, und dem unnachahmlichen Gesang, der einem erst einmal seltsam vertraut erscheint.
Oder Dangdut, schwer beeinflußt von indischer Filmmusik (die überhaupt im südostasiatischen Raum von größter Bedeutung ist). Hier treffen sich Tablas, elektrische Gitarren, Mandolinen und Synthesizer. Quasidah Modern ist eine islamische Popvariante mit sehr moralisierenden Texten.
In den 70ern und 80ern dominierte Jaipongan. Eine rebab (zweisaitige Geige), zwei kendangs (zweifellige große Handtrommeln) und diverse Gongs begleiten eine Sängerin, traditionelle Elemente und moderne Spielweisen und Strukturen verschmelzen. Entsanden ist Jaipongan aus einem dörflichen Tanzstück, das vom Erfinder Gugum Gumbira Tirasondjaja umarrangiert und beschleunigt wurde. Er löste mit seinem neuen und bald kopierten Stil eine wahre Tanzeuphorie aus, die der Obrigkeit schnell suspekt wurde.
Dies sind nur einige Beispiele für die diversen Spielarten indonesischer Musik, die natürlich auch viele (und nicht nicht immer die interessantesten) Variationen westlicher Rock- und Unterhaltungsmusik einschließen.
Daneben bringen wir heute einige Beispiele früher easy-listening
Musik aus den 60ern aus Indonesien, aber auch Vietnam, populäre
Musik aus Thailand (von Musik zum Kickboxen zu Mundorgel-meets-drummachine),
Schlager aus China, indischen Techno aus London und ab und an
eine absolute Rarität: easy-listening aus Nordkorea (allerdings
nur als Kuriosität, wirklich zuhören möchte man hier eher nicht).
In Indonesien (wie in allen Ländern der dritten Welt) ist der
vorherrschende Tonträger nach wie vor die Audiokassette. Leicht
zu vervielfältigen, ist sie einschließlich eines Abspielgeräts
für die meisten erschwinglich. Außerdem sind die klimatischen
Bedingungen Südostasiens Vinyl nicht gerade zuträglich. Daher
gehören Schallplatten von dort hierzulande zu Raritäten,
die oft auch in nicht besonders gutem Zustand sind. Gespielt werden
sie natürlich trotzdem.
heute an der Kopfhörerstation: Noam Chomsky über die Lage in Indonesien. Ein Interview vom 22. Mai 1998 in Democracy NOW! von Pacifica Radio.
Noam Chomsky ist einer der bedeutensten Denker unserer Zeit. Als Linguist hat er das Verständis davon, wie Sprache funktioniert, revolutioniert. Als politischer Aktivist und Analyst hat er sich stehts auf die Seite ethnischer Minderheiten und unterdrückter Teile der Gesellschaft gestellt. Kaum jemand vermag wie Chomsky gesellschaftliche Analysen so klar und unmißverständlich zu entwickeln und vorzutragen. Schon seit längerem beschäftigt sich Chomsky mit der politischen Lage in Indonesien, mit dem Hauptaugenmerk auf Ost-Timor, ein Staat, der seit mehr als 20 Jahren vom indonesischen Regime Sukhartos besetzt und ausgebeutet wird, und der durch die Okkupation ein Drittel seiner Bevölkerung verloren hat. Dieses Interview ist aus dem Internet abrufbar auf der Noam Chomsky Archive Seite
Democracy NOW! was launched by Pacifica Radio in 1996 to open
the airwaves on a daily basis to alternative voices traditionally
excluded from the political process. For more information about
Pacifica and its programming, visit the Pacifica Web site
Story: CHOMSKY DISCUSSES RECENT EVENTS IN INDONESIA
Hours after Jusuf Habibe addressed the nation, thousands of students occupying parliament for the fifth straight day demanded that Habibe step down. The students say they won't leave the parliament until Habibe follows Suharto. The students are also demanding that the former dictator Suharto be put on trial. Meanwhile, supporters of Habibe stormed into the Parliament and attacked some of the pro-democracy students. Reuters reports that rocks and bottles were thrown before a debate ensued.
Shortly after the attack on the pro-democracy movement, the military ordered students to leave Parliament, raising the specter of a return to the bloodshed caused last week by the Indonesian military. Habibe also announced yesterday (21.5.) the formation of his cabinet, which looks very much the same as the former dictator Suharto's. The country's most powerful military leader General Wiranto will continue on as Minister of Defense. He said the military is prepared to use extreme force to quell the pro-democracy student movement. The cabinet also includes several of Suharto's closest allies.
While Habibe says he is pushing reform, he has appointed to the traditionally civilian post of Information Minister a military leader responsible for numerous political murders. Human rights groups and unofficial biographers have accused Lt. Gen. Yunus Yosfiah of Nocolao Lobato's murder. Lobato was the leader of the East Timorese resistance movement. in 1978. He also was the commander of the special forces unit responsible for the murders of five Australia-based journalists in East Timor in October 1975.