DIE TÖNENDE POSTKARTE - Seltene Tonträger, Kuriosa und Schallplattenobjekte
(ursprünglich zur Veranstaltung am 29.1.2004 anlässlich der Spielzeugausstellung im Bayerischen Nationalmuseum, mit einer Ausstellung aus der Sammlung des TKM)

Von der Spielzeugausstellung Die Welt im Kleinen haben wir uns zu unserer Januarveranstaltung 2004 anregen lassen, um einige der Schätze des Klangmuseums zu zeigen. Dazu gehören rare Tonträger und ungewöhnliche Schallplatten, wie z.B. eine Sammlung an 'tönenden Postkarten', einer vor allem in den 1960ern beliebten Ansichtskartenvariante. Eine Plastikschicht mit einer Rille überzieht hier die Karte, die ganz normal auf den Plattenteller gelegt wird, gerne begleitet von dem Hinweis 'mindestens 50 mal abspielbar!'.

Seit den 1950ern gab es sie auf ca. A5 großen Karten, meist im 45er Singles Abspielformat, kleinere Exemplare waren bereits zu Schellackzeiten verbreitet.


Oder merkwürdige Objekte, wie die nebenstehend abgebildete 'Klang-Tapete' von Telefunken, die tönende Waschpulverschachtel von Sunil, Schallplatten Kinderkarussell, der Mini-VW-Bus als fahrender Plattenspieler, das ‘sprechende Buch’, aber auch moderne Raritäten wie z.B. die sehr eigenwillig gestalteten Covers des japanischen Klangkünstlers Aube oder das auffaltbare kleine Schlitzkino auf der Schallplatte von Felix Knoth und einiges mehr, aber auch weniger harmlose Exemplare, wie den Sprechenden Feldpostbrief und andere Propagandaplatten. Teddy, die ‘tanzende’ Schallplatte. Auf den 78er Schallplatten der Teddy-Serie waren rund um das Mittelloch kleine Zeichnungen zu sehen. Legt man einen dazugehörigen karussell artigen und verspiegelten Aufsatz auf den Mitteldocht, der die Schallplatte fixiert, setzen sich die Zeichnungen zu einem kurzen Trickfilm zusammen, der dann im Karussell zu bestaunen ist.

 

Frösi & Flexis

Im Westen völlig unbekannt, im Osten eine Institution und inzwischen Kult: Frösi, der Ost-Kinder-Comic.

Die Abkürzung steht tatsächlich für fröhlich sein und singen. Eine der in der Ausstellung vorgestellten und inzwischen in ihrer Vollständigkeit kaum erhaltenen Sonderausgaben war dem 50. Jahrestag der Oktoberrevolution gewidmet. In der speziellen Frösi-Plastiktüte fand sich unter anderem ein Ausschnittbogen zum Nachspielen der St.Petersburger Revolutionsereignisse, Plakate, das etwas aufgelöste Frösi-Heft und da auch noch eine Flexi mit Lenins Reden beiliegt, fand sie Eingang in die TKM-Sammlung.

Eine weitere spezielle Ausgabe war dem ersten Raumflug Gagarins gewidmet, mit Originalaufnahmen vom Flug und einem Interview, auf einer eher schlecht verständlichen Schallfolie.

 

Schallfolien (oder Flexis) waren überhaupt eine spezielle Errungenschaft der ehemaligen DDR. Das Material war billig und ließ sich leicht bearbeiten. Die Klangqualität war allerdings in der Regel miserabel, was dieses Medium zum Wegwerfobjekt machte. Gerade als Zeitgeschichtliches Dokument ist die Schallfolie gar nicht erst wahrgenommen worden. So ist beispielsweise das zum 20.Jahrestag der Gründung der DDR erschienene Schallfolienheft eine große Rarität, wie inzwischen viele andere auch (z.B. ‘Auf Streife mit Wachtmeister Knorke’ oder ‘Leipzig stellt sich vor’).

Nicht nur in der DDR erfreuten sich die Schallfolienhefte zeitweise großer Beliebtheit, wir zeigen Beispiele aus Frankreich, Rußland oder Japan. In Deutschland war die Flexi vor allem als Werbeträger in den 70ern weit verbreitet, z.B. als Zeitschriftenbeigabe. Wydawniczo-Poligraficze 'Ruch'

 

Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die tönenden Postkarten in ganz Osteuropa. Besonders in Ungarn wurde in größerem Stil produziert, die meisten DDR-Karten wurden ebenfalls dort hergestellt.

Die polnischen Klangpostkarten sahen oft etwas anders aus. Das Material war hier weniger das feste Papier der Postkarte, sondern gleich eine Kunststoffkarte. Was manche dieser Exemplare ästhetisch so ungewöhnlich macht, sind die abstrakten Muster, die oft genug an Tapetenmuster erinnern, aber machmal völlig assoziationslos sind.

Die Karten sind auch fast jede anders geschnitten, offensichtlich schnell und achtlos produziert stellen sie heute kleine Klang-Objektjuwelen dar.

Musikalisch wurde in Polen geklaut, was das Zeug hielt, jede Art von Popmusik wurde schwarz gepresst, hier z.B. die Beatles, Cliff Richard, Heintje u.a.