Dieser Satz stammt nicht etwa von einem Schamanen oder einem anderen traditionellen Heiler oder dem Anhänger einer bestimmten religiösen Strömung. Es ist der Titel eines Stückes von Albert Ayler, dem 1970 verstorbenen Jazzmusiker, der dem Tenorsaxophon völlig neue Töne entdeckte. Er gehört nach wie vor zu den bekanntesten Figuren des Freejazz, aber die Grundlage seines Spiels war immer die Welt der Spirituals und Gospels, und die auch heute noch spürbare Kraft seiner Musik hatte ihre spirituelle Grundlage.
Musik und Kult gehören in der Menschheitsgeschichte von Anfang an zusammen, spirituelle Erfahrungen wurden zu allen Zeiten und von allen Völkern musikalisch begleitet, kommentiert, erzählt und nicht zuletzt auch befördert. Von den Schamanentrommeln amerikanischer Indianer bis zu den Fideln der Tarantellas Mittel-und Süditaliens begleiteten Musikinstrumente den Weg in die Trance, halfen auf der Suche nach den Geistern und bei dem Weg zurück.
In Resonanz treten mit den Schwingungen des Universums, und dadurch möglicherweise ein Verständnis für unser Schicksal zu erlangen, das ist einer der ältesten Menschheitsträume, exemplarisch formuliert in der Sphärenharmonie der Pythagoras. Selbstverständlich sind die Ausdrucksformen der Spiritualität in der Musik so reichlich wie diese selbst, ein umfassender Überblick ist schier unmöglich.
Das Temporäre Klangmuseum wird sich hier immer wieder bestimmten Teilaspekten widmen (Trance), aber auch den sehr realen Phänomen der Resonanz nachzugehen versuchen. Heute ein sehr subjektiver Beitrag: auf der Suche nach der gemeinsamen Schwingung rund um die Welt und durch alle Genres.
Kecak
Wer mit balinesischer Musik nur den vergleichsweise sanften Klang der Gamelanensembles verbindet, wird über diese Aufnahmen sehr erstaunt sein. Ein Männerchor gibt rhytmische abgahackte Phrasen von sich, manchmal abgelöst durch ein unheimliches Summen, dann wieder diese maschinengewehrartigen Silbenfolgen: cak - kecak - cak - ecak ...
Kecak ist eine vergleichsweise moderne Adaption des Ramayana. Die durch den Chor repräsentierte Affenarmee hilft König Rama bei der Befreiung seiner Königin Sinta. Merkwürdigerweise hat angeblich ausgerechnet der deutsche Maler Walter Spies den ursprünglichen Tanz neu choreographiert, in einer Form, die sich lange gehalten hat. Heute wird dieses sehr eindrucksvolle Schauspiel, bei dem die Protagonisten allein schon durch die Atemtechnik in Trance versetzt werden können, nicht mehr so oft in den Tempeln aufgeführt, dafür aber regelmäßig neu für Festivals und sogar fürs Fernsehen produziert.
Aus der Serie 'Meine Lieblingsplatte' - Heute: Nusrat Fateh Ali Khan live in Paris
Auch aus dem Genre der Sprachplatten dürfen heute natürlich einige Beispiele nicht fehlen. Es gab und gibt diverse religiöse Verlage, die die Schäfchen ihrer jeweiligen Kirche mit Lebensbeschreibungen, Predigten und anderen Lebensweisheiten beglücken. So etwas wie einen humorlosen Schamanen gibt es wohl kaum, manche dieser Veröffentlichungen halten hier aber eher etwas unfreiwillig mit.
Ein Highlight: Charlton Heston einmal nicht als Monumentalfilmdarsteller, sondern als Rezitator.
Diese Nacht ist gewidmet Tom Cora, gestorben April 1998