Meine Musik baut meist auf die Transformation kleinerer Mengen gefundenen Materials - Klänge, Texte und Technologien. Seit ich vor 25 Jahren zu komponieren begann, habe ich mit elektronischen Mitteln gearbeitet, mit deren Hilfe fließende Klangereignisse in der Schwebe gehalten und variiert werden können. So wird beispielsweise bei einigen Stücken ein digitaler Signalprozessor eingesetzt, der vom Gleitrohr einer Posaune aus kontrolliert und von einem auf dem Mundstück angebrachten Lautsprecher wiedergegeben wird.
Aber für mich ist jedes technische Spielzeug nur ein weiteres Werkzeug oder Instrument, wie eine Violine, nur eben anders. Computer, Schaltkreise und Prozessoren sind nichts weiter als Dietriche, um in Räume zu gelangen, für die uns der Vermieter erst noch die richtigen Schlüssel geben muß - der Dieb, der zu laut mit ihnen rasselt, findet sich rasch eingesperrt.
Biographie
Nicolas Collins wurde 1954 in New York City geboren. Er studierte Komposition bei Alvin Lucier an der Wesleyan University, und arbeitete viele Jahre mit David Tudor. Als Komponist führte er seine Arbeiten in den USA, Europa, Südamerika und Japan auf, gleichzeitig zeigte er in diesen Ländern auch seine Klanginstallationen. Seine Werke sind auf zahlreichen Tonträgern vertreten.
Collins gilt als Pionier im Einsatz von Mikrocomputern bei Livekonzerten, gleichzeitig machte er intensiven Gebrauch von selbstgebauten elektronischen Schaltkreisen, von Radios, gefundenem Klangmaterial und modifizierten Musikinstrumenten. Als Improvisationsmusiker arbeitete er u.a. mit Peter Cusack, Christian Marclay, Jim O'Rourke, John Zorn, Elliott Sharp, Ben Neill. In seine jüngsten Arbeiten betont Collins mehr die Sprache und verbindet besondere Eigenheiten elektronischer Klangerzeugung mit konventionellen Musikinstrumenten.
Collins ist über seine direkten Musikalischen Aktivitäten hinaus bekannt für seine Arbeit als Kurator von Performance- und Klangkunst.
1992 zog Collins von New York nach Holland, wo er drei Jahre Gastdirektor und künstlerischer Leiter des renommierten Stichting STEIM in Amsterdam war. 1996 führte ihn ein DAAD-Stipendium nach Berlin, wo er seither lebt. Seit 1997 ist er außerdem Chefredakteur von Leonardo, einem einflußreichen Organ im Bereich der Neuen Musik.